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Offener Brief zum Film „Du sollst hören" - Teil 2

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des CIV HRM e.V.,

ich habe Ihnen versprochen, mich zu melden, wenn es Neuigkeiten gibt bezüglich des Films „Du sollst hören". Sie erinnern sich sicher, dass wir ein Schreiben direkt an den Intendanten des ZDF, Norbert Himmler, und die Vorsitzende des Verwaltungsrats des ZDF (Malu Dreyer) gesendet hatten.

In der Zwischenzeit ging nicht nur der Film am 19.09.22 über den Bildschirm. Es gab auch eine begleitende "37 Grad"-Reportage mit gleichem Namen dazu und das ZDF hat auf all seinen Social-Media-Kanälen Werbung für den Spielfilm und die Reportage verbreitet.

Unsere kritische Haltung dazu hat sich nicht geändert, wenn auch das ZDF den einen oder anderen handwerklichen Fehler in der sogenannten Post-Production noch abgeändert hat. Das Gesamtwerk trägt weiterhin bei zur Verbreitung von Ängsten auf Seiten von Patient*innen und Eltern taub geborener Kinder. Fehlinformationen zum CI AKTIV aufzuklären, sehen wir als unsere Aufgabe an.

Zunächst veröffentlichen wir an dieser Stelle das Schreiben des ZDF-Intendanten im Sinne eines vollständig transparenten Prozesses.

Wohlwollend nehmen wir zur Kenntnis, dass uns Herr Himmler attestiert, dass wir uns als Selbsthilfeverband umfassend für die Information der Betroffenen einsetzen. Er schreibt, dass die hohe Aufmerksamkeit, die die fiktionalen Programmangebote des ZDFs erreichen, zur Unterstützung eines inhaltlichen Diskurses dienen sollen.

Das wäre aus unserer Sicht sehr wünschenswert, aber eben nicht mit dieser Vielzahl von falschen Fakten über das Cochlea Implantat. Insofern ist der Film das Eigentor des Monats.

Der Intendant begründet die falschen Fakten damit, dass sie von Figuren ausgesprochen werden, die eine bestimmte Perspektive einnehmen, z.B. die des Anwalts, der die Richterin unterwegs abfängt und sie fragt: „Wollen Sie diesem kleinen Mädchen wirklich die Schädeldecke auffräsen lassen?". Wenn Sie den Film mit Untertiteln gesehen haben, stand dort nachzulesen: „Wollen Sie diesem kleinen Mädchen wirklich die Schädeldecke aufreißen lassen?"

Wir vermuten stark, dass im ursprünglichen Drehbuch das Wort „aufreißen" stand, dass dann in „auffräsen" abgeändert wurde, man dann aber ungeschickterweise die Änderung in den Untertiteln vergessen hat. Erst nachträglich wurde nun in der Mediathek bei den Untertiteln auch „aufgefräst" statt „aufgerissen". Beides ist glatt falsch, denn die Medizin arbeitet in jeder Hinsicht minimalinvasiv und gerade bei kleinen Kindern wird ALLES unternommen, den Eingriff so schonend wie möglich durchzuführen.

Das Thema "MRT" hat das ZDF auf unsere Initiative hin noch einmal in den Blick genommen und vor der Ausstrahlung abgeändert.

Ein Disclaimer wurde zu Beginn und am Ende des Filmes eingesetzt, um den fiktionalen Charakter des Filmes zu betonen.

Wir danken an dieser Stelle Elke Schwaninger für ihre ehrenamtliche Arbeit an diesem Thema. Sie hat die zuständige ZDF-Redaktion mehrfach auf verschiedene Formen der Fehlinformation zum Cochlea Implantat hingewiesen und so immerhin teilweise Korrekturen erreicht.

Herr Himmler führte zudem aus, im Zuge der Ausstrahlung des Filmes „Du sollst hören", gäbe es in der Mediathek „eine Vielzahl anderer Beiträge, die sich journalistisch mit dem Cochlea Implantat befassen", diese sind uns aber leider verborgen geblieben, vielleicht haben Sie welche gesehen?

Im Gegenteil, auf der Seite der "37 Grad"-Redaktion gab es einen Aufruf zum Thema „Cochlea Implantat - Fluch, Segen oder von beidem etwas?" Stellung zu nehmen. An die 100 CI-Träger*innen haben sich gemeldet, fast allesamt mit positiven Rückmeldungen. Was war die Reaktion der Redaktion? Absolutes Schweigen! OK, so haben wir für uns selbst gesprochen, das ist auch etwas wert! Danke an alle Betroffenen, die sich hier eingebracht haben!

Wir haben einiges gelernt über Teile der Medienlandschaft in Deutschland. Wir hoffen sehr, dass bei anderen Themen, denen wir nicht so nahe sind, wie dem Leben mit dem Cochlea Implantat, besser recherchiert, genauer nachgefragt, ausgewogener Expert*innenrat eingeholt und dann offen, transparent und journalistisch einwandfrei gearbeitet wird.

Insofern bedankt sich Herr Himmler für unsere kritische Begleitung seiner Sendungen - und seien Sie sicher, das werden wir auch weiterhin tun! Lesen Sie gerne das vollständige Schreiben des ZDF-Intendanten im Anhang.

Auf WIEDERhören

Michael Schwaninger
Vorsitzender
Cochlear Implant Verband Hessen – Rhein-Main e.V.

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