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Im Auftrag des CIV HRM e.V. bei der Fachtagung in Hamburg

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Nachdem die Fachtagung im Jahr 2020 - natürlich wegen der anhaltenden Corona-Pandemie - ausgefallen ist, konnte sie dieses Jahr vom 29. bis 30. Oktober unter Einhaltung der 2G Regeln stattfinden. Wer sich jetzt zu Beginn fragt, was denn diese Fachtagung sein soll, der findet in den nachfolgenden Zeilen die Antwort. Der offizielle Titel lautete in diesem Jahr „7. DCIG Fachtagung - Mit dem CI durchs Leben – Veränderungen, Umbrüche, Wandel". Der Veranstaltungsort war die Katholische Akademie Hamburg (KAHH).

Zu Beginn wurde die Fachtagung von Dr. Eckart von Hirschhausen mit einer Videobotschaft sowie mit Grußworten von Matthias Schulz (Vorsitzender CIV Nord), Jürgen Dusel (Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Bundesregierung) und Dr. Roland Zeh (Präsident der DCIG und Tagungsleiter) eröffnet. Im Anschluss war die Fachtagung in insgesamt drei Blöcke gegliedert - Geburt und Spracherwerb, Schulzeit, Ausbildung und Studium sowie Berufsleben und Ruhestand.

Im ersten Block - Geburt und Spracherwerb - gab es Vorträge zum Neugeborenenhörscreening (NHS) und zur Diagnose Hörschädigung. Darüber hinaus wurde die Arbeit des Landesförderzentrums Schleswig nach der Diagnose Hörschädigung vorgestellt. Danach gab es einen emotionalen Erfahrungsbericht eines Vaters, der über die CI-Versorgung im Kleinkindalter seines Sohnes sprach. Insbesondere der Weg in die Schule und die Rollen der verschiedenen Akteure waren Thema dieses Berichts. Weiter ging es mit einem Vortrag in Deutscher Gebärdensprache (DGS) zum Thema „Gebärdensprachliche Fördermöglichkeiten für Kinder mit Hörbehinderung". Die Referentin machte deutlich, wie wichtig die DGS für Kinder mit Hörschädigung sein kann. Zum Abschluss des ersten Blockes gab es noch einen sehr fachlichen Vortrag zum Thema „Spracherwerb von Kindern mit Cochlea-Implantat – Forschungsstand und Implikationen für die Förderung". Hierbei ging es darum, dass eine frühestmögliche Implantation meist auch die geringste Sprachentwicklungsverzögerung mit sich bringt. Der Vortrag wurde mit ausführlichen Statistiken abgerundet.

Im zweiten Block ging es um die Schulzeit, Ausbildung und Studium. Eröffnet wurde der Block von zwei Freunden mit Hörschädigung an unterschiedlichen Schulformen. Die beiden wurden dabei von Pascal Thomann interviewt und beantworteten allerlei Fragen rund um die Themen Schule, Hörschädigung, Freizeit und Freunde. Weiter ging es mit der Frage: Regelschule oder Förderschule? Hier erörterte ein Förderschulkonrektor die Aspekte der Entscheidungsfindung. Wichtig ist, dass alle Beteiligten eng miteinander kommunizieren und die Bedürfnisse des Kindes im Vordergrund stehen. Danach folgte ein weiterer Erfahrungsbericht einer Schülerin, die insbesondere darüber berichtete, wie sie Inklusion an ihrer Schule erlebt hat. Erfreulicherweise hat sie durch eine Inklusionshelferin alle Unterstützung erhalten, die sie sich gewünscht hat. Abschließend für den Bereich Schulzeit gab es einen Vortrag zum Thema „Von der Förderschule zum Bildungs- und Beratungszentrum Hören – Wie entwickeln sich die Schulen weiter?" Sowohl der technische als auch der politische Fortschritt wurden in dem Vortrag besonders beleuchtet. Beispiele für eine Weiterentwicklung sind die immer bessere Vernetzung von Kindern und Jugendlichen, Eltern, Schulen und allen anderen Akteuren sowie die Anerkennung der DGS. Im Anschluss daran folgten gleich zwei Erfahrungsberichte. Im ersten Bericht standen sich zwei junge Männer gegenüber und unterhielten sich über das Thema „Studium, Ausbildung und hörgeschädigt? Möglichkeiten, Grenzen und Improvisation". Dabei fragten sie sich gegenseitig, wie bei ihnen das Studium bzw. die Ausbildung gelaufen ist, ob es Schwierigkeiten gab, welche Unterstützung sie hatten, was gut und was weniger gut geklappt hat. Gleich im Anschluss folgte ein weiterer Erfahrungsbericht, diesmal von einer jungen Frau. Sie erzählte über den Einstieg ins Berufsleben und welche Hürden sie dabei nehmen musste. Der letzte Vortrag im zweiten Block behandelte Möglichkeiten zur Umschulung für Hörgeschädigte. Hierbei wurde aufgezeigt, dass eine berufliche Umschulung helfen kann. Insbesondere wenn man den aktuellen Job aufgrund der Hörschädigung nicht mehr ausüben kann oder die Belastung zu hoch ist.

Der dritte und letzte Block behandelte die Themen Berufsleben und Ruhestand. Zu Beginn des Bereichs Berufsleben schilderte eine Schriftdolmetscherin ihren vielseitigen beruflichen Alltag und gab einige anonymisierte Beispiele von Kunden, die den Schriftdolmetscherdienst in Anspruch nehmen. Hierdurch wurde deutlich, dass ein Schriftdolmetscher in allen Karriereabschnitten eine unverzichtbare Unterstützung sein kann. Weiter ging es mit einem Vortrag zum Thema „Nachhaltige Integration – Beratung, Begleitung, Vermittlung". Die Referentin vom Berufsbildungswerk zeigte anhand verschiedener Beispiele die Erfolgsquote bei der Vermittlung von Hörgeschädigten in das Berufsleben auf. Direkt im Anschluss wurde von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht die Schwerbehindertenvertretung als eine spezielle Arbeitnehmervertretung vorgestellt. Hierbei ging es insbesondere um die Aufgaben, Funktion und Rechte dieses Gremiums. Abgerundet wurde der Vortrag durch einige Beispiele aus der Praxis. Abschließend für den Bereich Berufsleben wurde ein weiterer Erfahrungsbericht mit dem Thema „Jobverlust durch Hörverlust? – Mein Weg aus der Krise" vorgetragen. In diesem ehrlichen Bericht führte zunächst der Hörverlust vor der CI-Implantation zu immer mehr Unsicherheit und Frust, insbesondere im Berufsleben. Heute, ein Jahr nach der CI-Implantation, fühlt sich der Referent wieder deutlich sicherer und selbstbewusster. Dennoch ist das neue Hören mit CI auch mit viel Geduld und Übung verbunden. Der Themenbereich Ruhestand startete mit einem Erfahrungsbericht der sich mit der Frage der digitalen Kompetenz beschäftigt. Es wurde in dem Bericht betont, dass aufgrund der Corona-Pandemie die digitale Vernetzung der älteren Menschen mit Hörschädigung umso bedeutender geworden ist. Das Problem liegt aber auf der Hand. Erstens hat nicht jeder ältere Mensch einen Computer oder ein Smartphone oder weiß beim Kauf, worauf es bei diesen Geräten ankommt. Zweitens fehlt den älteren Menschen oft die Kompetenz, diese Geräte richtig zu nutzen. Lösungen für diese Probleme könnten Smartphone-Spenden und Unterstützung in der Bedienung sein. Weiter ging es mit einem Vortrag mit dem Thema „Pflege hört und spricht nicht". Neben den allgemein bekannten Problemen in der Pflege, dem Pflegekräftemangel und den erhöhten Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, ging es bei dem Vortrag insbesondere um die gesteigerten Anforderungen für Pflegedienste bei hörgeschädigten Patienten. Diese liegen oft in der Bedienung der Hörgeräte und/oder Cochlea Implantate und der zusätzlichen Hilfsmittel. Da in Notsituationen oft keine Zeit ist, die Technik kennenzulernen, empfiehlt die Referentin, sich frühzeitig mit der Technik vertraut zu machen. Der letzte Fachvortrag galt dem Thema „Demenz vermeiden durch gutes Hören". Der vortragende Professor machte deutlich, dass zum einen die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken abhängig vom Alter ist und zum anderen, dass gutes Hören dazu beitragen kann, diese Wahrscheinlichkeit zu reduzieren. Sowohl am ersten als auch am zweiten Tag wurde nach den Pausen jeweils ein kurzes Video zur Einleitung gezeigt. Insbesondere das Video vom CIV HRM, in dem die kleinen Lauscher Leonie und Klara verschiedene Fragen beantworten, hat wunderbar zum Thema der Fachtagung beigetragen. Sehen Sie das Video hier: https://youtu.be/7CDbpuZoZX0

Im Laufe der gesamten Tagung gab es ebenfalls in den Pausen bei Kaffee und Kuchen eine Menge Gesprächsbedarf unter den Teilnehmern, was den Rahmen für intensive und persönliche Austauschgespräche ermöglichte. Weiterhin wurde durch Stände der CI-Firmen die Möglichkeit gegeben, sich über technische Neuerungen zu informieren. Um dieser gelungenen Fachtagung einen gebührenden Abschluss zu geben, bedankte sich Dr. Roland Zeh gegen Ende bei allen ReferentInnen, Teilnehmern und dem Orga-Team, welches die Fachtagung auf die Beine gestellt hat. Anschließend wurde eine Diashow mit Fotos der gesamten Tagung gezeigt, welche sämtliche Eindrücke der vergangenen zwei Tage festhielten und einen schönen rückblickenden Abschluss mit Applaus boten.

Oliver Faulstich
Oktober 2021 

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