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Schwerhörigkeit und Berufsleben

Eine Veranstaltung des CI-Netzwerk Darmstadt-Dieburg am 25.November 2017

Eine hochinteressante Veranstaltung, die mit über 25 Teilnehmern den passenden Rahmen hatte.

Veranstaltungsort waren die Räumlichkeiten des Bildungswerks der hessischen Wirtschaft in Darmstadt.

Referentin war Frau Brigitte Krause vom Integrationsfachdienst für Hörgeschädigte (IFD).

Man sieht es einem ja nicht an, nur man selbst weis wie das ist und wie man empfindet und wahr nimmt mit einem eingeschränkten Hörvermögen. Viele verstecken sich, aus Scham und Angst. Es vergehen Jahre bis man aus seinem Schneckenhaus rauskommt, zu seiner Hörbehinderung steht und sich endlich um Hörhilfen kümmert, verlorene Jahre, wie jeder von uns weis. Längst hat man sich mit seiner Hörbehinderung arrangiert und ist ein Meister des langen Redens und Kombinierens geworden, aus wenigen Worten, die man glaubt verstanden zu haben ganze Sätze zusammensetzen. Oftmals sehr zur Belustigung des Umfelds. Doch erst jetzt, wenn es so offensichtlich ist, das ich von meinem persönlichen als auch beruflichen Umfeld darauf angesprochen werde, beginne ich, mich intensiver damit auseinander zu setzen und bin hier oftmals auf professionelle Hilfe angewiesen.

Dann sind da noch die kurzfristig durch Krankheit Schwerhörig-, oder gar ertaubten Mitmenschen, die von jetzt auf den nächsten Moment mit einem eingeschränkten Hörvermögen konfrontiert werden und ihr Umfeld nicht mehr so wahrnehmen können, wie gestern noch. Hier ist schnelle Hilfe geboten zum einen durch Hörgeräte, oder durch ein Cochlea Implantat/e. Dann heißt es erst einmal durch geeignete Maßnahmen wieder ein gutes Sprachverständnis zu erlangen, durch eine Spezielle Reha Maßnahme, Logopäden-Hilfe, aber auch durch persönliches Hörtraining. Dann beginnt die berufliche Wiedereingliederung, alles hat sich verändert, nichts ist mehr so wie es war. Jetzt ist professionelle Hilfe gefragt.

Doch eines muss uns und ganz besonders unserem Umfeld klar sein, wir sind und bleiben, trotz all der tollen technischen Möglichkeiten, hörbehindert. Wir werden nie mehr so hören wie ein Normalhörender.

Um in unserem beruflichen Umfeld bestehen zu können, ist es dann notwendig unseren Arbeitsplatz mit entsprechenden Hilfsmitteln zu gestalten, der Arbeitgeber, die Kollegen sind nicht nur zu informieren und aufzuklären, sondern müssen für eine erfolgreiche Integration mit ins Boot geholt werden.

Und hier setzt die Arbeit des Integrationsfachdienstes (IFD) für Hörbehinderte Menschen an.

Frau Krause erläuterte uns in einem lehrreichen und interessanten Vortrag die Zuständigkeiten und Zielgruppen des IFD aber auch

die Ziele

  • Integration von behinderten Menschen im Berufs- und Arbeitsleben   (Begleitung, „Vermittlung“)
  • Sicherung des Arbeitsplatzes
  • Erhaltung der Arbeitsfähigkeit
  • Verständigung zwischen Arbeitgeber und dem hörgeschädigten Mitarbeiter fördern
  • Erarbeitung von Perspektiven und Lösungswegen für die individuelle Situation

Die Angebote hierzu sind vielseitig

  • Klärung von Fragen zu Krankheit, Behinderung und berufliche Reha
  • Unterstützung bei Wiedereingliederung nach langer Krankheit
  • Bewältigung von Problemen rund um den Arbeitsplatz
  • Informationen über technische Hilfsmittel, Dolmetschereinsatz, Fortbildungen
  • Unterstützung im Umgang mit Behörden und anderen Institutionen
  • Psychosoziale Beratung

Wo können Probleme am Arbeitsplatz auftauchen?

  • Auswirkungen der Hörschädigung am Arbeitsplatz
  • Über- und Unterforderung am Arbeitsplatz
  • Häufige Fehlzeiten (BEM)
  • (Drohende) Kündigung des Arbeitsplatzes
  • Wiedereingliederung ins Arbeitsleben

Wir beraten und unterstützen Arbeitgeber/Innen

  • Bei Fragen zu Auswirkung einer Hörschädigung am Arbeitsplatz
  • Bei der behindertengerechten Gestaltung von Arbeitsplätzen
  • Bei der Lösung betrieblicher Konflikte mit hörgeschädigten Menschen
  • Bei sonstigen Maßnahmen, die eine dauerhafte Beschäftigung hörgeschädigter Menschen ermöglichen und sichern
  • Bei Klärung von Fördermöglichkeiten und Finanzierung

Bei der Arbeitsplatzgestaltung

  • Hörgeräteausstattung
  • räumliche Gestaltung und technische Ausstattung
  • betriebliches Unterstützungssystem
  • Kommunikationsgestaltung und Besprechungskultur
  • Personalentwicklung und individueller Qualifizierungsbedarf

Verbesserung der Arbeitssituation

  • Bessere Informationen der Arbeitskollegen und Vorgesetzten
  • Frühe Vorbereitung auf die Arbeitssituation in der hörenden Welt
  • Geregelte Pausen (Hörpausen)
  • Kommunikationsunterstützung (Schriftsprachdolmetscher, Oraldolmetscher)
  • Nutzung der technischen Möglichkeiten
  • Soziale Beziehungen mit Kollegen pflegen
  • Mehrere Hörgeschädigte im Unternehmen

Angebote des IFD

  • Persönliche Beratung – ca. 5 Termine
  • Begleitung – längerfristige Begleitung mit Anmeldung beim Integrationsamt
  • Die Beratung ist kostenlos
  • Wir unterliegen der Schweigepflicht

Wie wichtig die Arbeit des IFD ist zeigte sich aber auch an den sehr emotionalen Gesprächs- und Diskussionsbeiträgen. Als Hörbehinderter bekommt man im täglichen Berufsleben schnell seine physischen und psychischen Grenzen aufgezeigt, das Hamsterrad hört nicht auf sich zu drehen. Die Wenigsten von uns gehen offensiv mit ihrer Behinderung um, was gerade in unserem heutigen immer stressiger werdenden beruflichen Umfeld notwendig wäre. Eine professionelle Job begleitende Hilfe ist für den Ein oder anderen von uns unerlässlich. Auch Arbeitgeber können sich beraten lassen wenn es darum geht den Arbeitsplatz für Hörbehinderte zu gestalten, die Mitarbeiter/Kollegen im Umgang mit Hörbehinderten zu schulen: Wie wird ein Meeting entsprechend vorbereitet, brauche ich öfter eine Hörpause, muss es unbedingt dieser Arbeitsplatz sein und und und. Man sieht, es gibt vieles was man berücksichtigen kann, oder sollte. Die Hilfestellung des IFD wird individuell auf den Einzelnen ausgerichtet und ist vertraulich, die Mitarbeiter/innen unterliegen der Schweigepflicht.

Eine hilf- und lehrreiche Veranstaltung, die viel Wissenswertes für uns bereit hielt.

Dank an Ralf Weller der den Kontakt zu Frau Krause vom IFD hergestellt hat.

An Frau Krause ein großes Danke für einen kurzweiligen hochinteressanten Vortrag und dem zur Verfügung stellen der Räumlichkeiten.

Es war unsere letzte Veranstaltung für dieses Jahr, das CI-Netzwerk Darmstadt -Dieburg wünscht allen CI-Trägern und Angehörigen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

 

In diesem Sinne bis 2018

Euer Heinz Diefenbach
sowie Renate Hilkert und Ralf Weller

Fotos: Renate Hilkert

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